Zum Pride Month habe ich mich entschlossen, 10 queere Buchempfehlungen rauszuhauen. Das heißt nicht, dass es alles die 10 besten Bücher sind, die es in dem Bereich gibt (oder auch nur die 10 besten, die ich in dem Bereich kenne), aber eben 10 queere Bücher, die mir aus einem Grund besonders im Gedächtnis geblieben sind. Sie sind aus verschiedenen Genres; es gibt Urban Fantasy, Superheld*innen und Romance. Manchmal steht nicht einmal direkt im Vordergrund, dass die Protagonist*innen queer sind. Aber es sind eben ein paar Empfehlungen und ich habe auch versucht, nicht nur super bekannte Bücher zu nehmen (auch wenn ein paar sicher dabei sind).
Die Beiträge sind nicht geordnet (außer nach der Reihenfolge, in denen sie mir eingefallen sind).
1. Isabel Sterling – These Witches Don’t Burn & This Coven Won’t Break [Engl.]
Ok, ich habe gesagt, dass die Bücher nicht geordnet wären, aber zu 100% stimmt das nicht, denn diese Bücher hier sind mein unangefochtenes Highlight. Es waren die besten Bücher, die ich 2020 gelesen habe und ich bin immer noch total gehypt und begeistert.
Es geht um Hannah, eine junge Hexe, die immer noch unter der Trennung von ihrer Ex Veronica leidet. Aber schon bald beschäftigen sie noch ganz andere Dinge, denn es tauchen Hinweise auf Dunkle Magie auf und Hannah hat Angst, dass es eine Blutmagie nutzende Hexe sein könnte, die ihr an den Kragen will.
Bald stellt sich aber heraus, dass die Wahrheit noch viel schlimmer ist und dass nicht nur ihr Elementarhexen-Zirkel in Gefahr ist, sondern alle Hexen.
Und ganz nebenbei verliebt sie sich auch noch in Morgan, das neue Mädchen in der Stadt, während sie gleichzeitig mit ihrer Ex Veronica zusammenarbeiten muss, um ihren Zirkel zu schützen.
Ich liebe diese beiden Bücher und die queeren Charaktere kommen hier auch nicht zu kurz. Neben lesbischen und bisexuellen Charakteren gibt es z. B. auch einen trans Nebencharakter.
Absolute Empfehlung für Fans von queerer Urban Fantasy! Einziges Manko: Bisher sind die Bücher leider nur auf Englisch erschienen, eine deutsche Übersetzung existiert noch nicht.
2. Shaun David Hutchinson – The State Of Us [Engl.]
Dieses Buch war für mich schon aus einem Grund ein wahrer Schatz: Einer der Protagonisten ist auf dem ace Spektrum (genauer gesagt demisexuell). Manche Rezensionen beklagen, dass die Geschichte zu ähnlich zu Red, White & Royal Blue (siehe unten) wäre, was ich persönlich nicht nachvollziehen konnte. Denn ja, bei beiden geht es um amerikanische Politik und den Wahlkampf, irgendwie, und um eine queere Romanze, aber das war es dann eigentlich auch schon mit den Ähnlichkeiten. Das fängt schon bei der Zielgruppe an: The State of Us ist eher Young Adult, die Protagonisten gehen noch zur High School und haben entsprechende Probleme.
Dean ist der Sohn der republikanischen Präsidentschaftskandidatin, während Dre der Sohn des demokratischen Kandidaten ist. Die beiden lernen sich während des Wahlkampfs kennen und könnten auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein: Dean ist nach außen hin der perfekte, republikanische Sohn einer sehr erfolgreichen Mutter, während Dre ein Nerd ist, der schon, bevor sein Vater nominiert wurde, mit seinem Horror-Make Up Youtube Channel bekannt wurde. Schnell entwickelt sich eine Freundschaft und schließlich eine Romanze zwischen den beiden Jungen, die alles andere als einfach ist, da ihre Eltern politische Rivalen sind – und es gibt da noch einen dritten Kandidaten, einen parteilosen, der, kurz gesagt, ein Trump-Verschnitt ist, nur deutlich cleverer und gefährlich.
Eine tolle Geschichte mit einer süßen Liebesgeschichte und einer Prise US-amerikanischer Politik. Leider bisher nur auf Englisch erschienen, aber da die Zielgruppe eher 14+ ist, ist das Englisch sehr, sehr einfach verständlich.
3. Maggie Stiefvater – The Raven Cycle [auch auf Deutsch erschienen]
Hier geht es gar nicht in erster Linie um queere Charaktere und wenn man sich den Klappentext durchliest, könnte man sogar denken, es wäre die typische 0815-Romantasy-Story. Ist es aber gar nicht. Tatsächlich geht es neben dem magischen Plot, bei dem es unter anderem um die Suche nach dem mysteriösen Grab eines walisischen Königs geht, vor allem um Freundschaft, was ich besonders angenehm fand.
Darüber hinaus entwickelt sich später zwischen einem schwulen und einem bisexuellen Charakter eine wirklich schöne Romanze. Die Bücher hier zusammen zu fassen, führt an dieser Stelle ein wenig zu weit, weil es sich um eine Tetralogie handelt.
Wie gesagt, die queere Lovestory steht hier nicht im Mittelpunkt (das tun die Lovestorys hier allgemein nicht), aber trotzdem sei die Reihe auf jeden Fall an dieser Stelle erwähnt. Genau das Richtige für Liebhaber*innen von Geschichten, in denen Freundschaft eine große Rolle spielt und die Spaß an einer spannenden und abwechslungsreichen Urban Fantasy Geschichte haben.
4. Casey McQuiston – Red, White & Royal Blue [auch auf Deutsch erschienen]
Ich habe es schon kurz bei The State Of Us angeteasert und ja, es gibt knappe Ähnlichkeiten zwischen den Büchern, aber RWRB ist auf jeden Fall das „erwachsenere“ Buch. Es lässt sich eher bei New Adult einordnen.
Der bisexuelle Hauptcharakter, Alex, kann den britischen Prinzen Henry nicht leiden. Das findet seinen Höhepunkt bei einem peinlichen Erlebnis bei der Hochzeit von Henrys älteren Bruder, dem Thronfolger von England. Daraufhin wird zur Schadensbegrenzung beschlossen, eine Freundschaft zwischen den beiden Rivalen zu inszenieren. Schon bald stellen die beiden fest, dass sie doch ganz gut miteinander auskommen und schließlich wird aus ihrer Freundschaft mehr. Im Weg stehen ihnen dabei der Wahlkampf von Alex‘ Mutter, die gerade die Wiederwahl für ihre zweite Amtszeit anstrebt, und das konservative britische Königshaus.
Wird die Welt die beiden und ihre Liebe akzeptieren? Und können sie selbst das überhaupt?
Eine sehr schöne queere Liebesgeschichte und auch hier gewürzt mit einer netten Portion Politik (ohne dass es zu viel wird).
5. Meredith Russo – Als ich Amanda wurde [Engl.: If I was your girl]
Amanda möchte neu anfangen. Sie zieht zu ihrem Vater nach Tennessee, wo sie niemand kennt. Wo niemand weiß, dass sie ein trans Mädchen ist. Es scheint alles zu klappen; sie findet Freundinnen und verliebt sich in einen Mitschüler. Grant. Sie schwebt auf Wolke 7 und hat doch Angst, ihm von ihrer Vergangenheit zu erzählen.
Als ich damals den Klappentext gelesen habe, war ich erst einmal skeptisch, denn solche Bücher können ja auch schnell unsensibel sein und nach hinten losgehen. Und ich als dya cis Frau kann es natürlich auch nicht zu 100% einschätzen, dafür bin ich nicht die richtige Person. Aber ich fand das Buch sehr, sehr gut.
Es ist intensiv geschrieben und die Autorin – selbst eine trans Frau – hat teilweise ihre eigenen Erfahrungen in den Roman mit einfließen lassen, es handelt sich also um einen Own Voice Roman und ich fand ihn richtig, richtig gut.
Vor kurzem ist übrigens das zweite Buch von Meredith Russo ebenfalls auf Deutsch erschienen: Birthday, in dem es ebenfalls um ein trans Mädchen geht, das versucht, seinen Weg zu finden.
6. April Daniels – Dreadnought [Engl.]
Danny wusste schon immer, dass sie ein Mädchen ist. Außer ihr wusste es bisher allerdings niemand und sie weiß, dass ihre Eltern, vor allem ihr Vater, es niemals akzeptieren würden. Dann fällt jedoch Dreadnought, ein mächtiger Superheld, einfach vom Himmel und vererbt ihr in seinen letzten Momenten seine Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten verwandeln sie auch äußerlich in ein Mädchen und somit lässt es sich nicht mehr verstecken.
Ihr toxischer Vater will sie „heilen“ lassen, ihr bester Freund scheint plötzlich auf sie zu stehen und noch dazu will ein tödlicher Cyborg, der Dreadnought auf dem Gewissen hat, Zerstörung über die Stadt bringen.
Dreadnought ist ein Roman, in dem die Existenz von Superheld*innen bekannt ist und plötzlich findet sich Danny mittendrin. In meinen Augen war Danny eine tolle, starke Protagonistin, die mit ihren Fähigkeiten umzugehen lernen muss und gleichzeitig damit, dass sich in ihrem Leben Einiges ändert.
Auch bei Dreadnought handelt es sich um eine Own Voice Geschichte. Es gibt auch noch eine Fortsetzung (Sovereign), die seit einer Weile auf meinem SuB liegt, aber leider habe ich sie noch nicht gelesen.
Auf jeden Fall ist Dreadnought eine tolle, queere Geschichte über eine trans Superheldin.
7. Becky Albertalli & Adam Silvera – Was ist mit uns [Engl.: What If It‘s Us]
Zufällig treffen sich Ben und Arthur in einer Postfiliale in New York City. Dabei stellt Arthur sich beim Flirten ziemlich ungeschickt an. Trotzdem hinterlässt die kurze Begegnung bei beiden Herzklopfen und Eindruck und sie würden den jeweils anderen gerne wiedersehen – nur haben sie leider weder Namen noch Telefonnummern oder sonst etwas ausgetauscht.
Somit beginnt eine Suche durch New York City, bei der sie versuchen, einander wiederzusehen. Auch wenn Ben sich gerade von seinem Ex Hudson getrennt hat, muss er schnell feststellen, dass auch er immer wieder an den Jungen aus der Postfiliale denkt.
Doch selbst als sie es wiederfinden, ist es alles andere als einfach, zumal Arthur nur den Sommer über in New York sein wird. Können die beiden trotzdem zueinander finden?
Auch hier wieder eine niedliche queere Liebesgeschichte – und Ende des Jahres bekommt der Roman sogar noch eine Fortsetzung!
8. Carrie Mac – 100 schlimme Dinge, die mir bestimmt passieren [Engl.: 10 Things I Can See From Here]
In diesem Buch geht es in erster Linie nicht einmal darum, dass die Protagonistin lesbisch ist – sie ist es einfach, was ich als sehr angenehm empfunden habe.
Als die Mutter der 16-jährigen Maeve für ein halbes Jahr als Katastrophenhelferin nach Haiti geht, wird sie zu ihrem Vater und dessen Frau geschickt. Das bringt einige Probleme mit sich, vor allem deshalb, weil Maeve an schweren Angststörungen leidet und eigentlich vor allem Angst hat und immer mit dem Schlimmsten rechnet. Sie macht sich ständig Sorgen um ihre Mutter im Ausland, um ihre sechsjährigen Zwillingsbrüder und um ihre hochschwangere Stiefmutter. Noch hinzu hat ihr Vater wieder angefangen zu trinken, was die Situation noch schlimmer macht.
Dann trifft sie Salix, die ihre Welt auf den Kopf stellt und Maeve verliebt sich in sie.
Ich mochte das Buch sehr. Maeves Anxiety war gut beschrieben und ich mochte vor allem auch ihre Stiefmutter Claire sehr gerne. Vor allem habe ich mich gefreut, dass hier mal die Stiefmutter nicht wie ein böser Drache dargestellt wurde, wie es sonst in Jugendbüchern oft der Fall ist. Stattdessen war Claire einfach nur lieb und hat sich Mühe gegeben, für Maeve da zu sein. Dass Maeve obendrein auch noch lesbisch ist, war ein netter Bonus, zumal es einfach als gegeben dargestellt wurde und es gar nicht im Vordergrund stand, dass sie sich in ein Mädchen verliebt statt in einen Jungen.
9. Roxane Bicker – Wellenbrecher [deutsche Urban Fantasy!]
Phillipa Berger ist eine Polizistin, die von der Großstadt auf die winzige Nordseeinsel Medderoog versetzt wurde. Als dort ein Skelett gefunden wird, ermittelt sie heimlich und stellt bald fest, dass es sich um ein Komplett handelt, dessen Geschichte weit in die Vergangenheit zurückreicht. Nicht jede*r auf der Insel ist glücklich damit, dass sie ihre Nase in Dinge hineinsteckt, die sie laut den „Einheimischen“ nichts angehen und somit werden ihr die Ermittlungen zusätzlich erschwert. Schließlich geschieht auch noch ein Mord und Phils Interesse an dem Fall wächst.
Dann trifft sie außerdem auch noch auf die geheimnisvolle Harpo, in die sie sich schnell verliebt …
Ich fand den Fall interessant und das Buch sehr kurzweilig. Die Romanze zwischen Phil und Harpo las sich für mich manchmal zwar etwas überstürzt, aber das ist ja nicht unbedingt unrealistisch, immerhin gibt es solche Romanzen ja auch in der Realität.
Auf jeden Fall eine Empfehlung. Ich liebe Urban Fantasy Krimis und Roxane Bicker hat hier mal wieder ihr Händchen für interessante Geschichten mit einer Prise Mythologie bewiesen.
10. Lana Wood Johnson – Wenn zwei sich texten [Engl.: Technically, You Started It]
Zugegeben, ich fand das Buch, obwohl ich es eigentlich mochte, auch etwas anstrengend zu lesen. Es besteht nämlich komplett (!) aus Chatnachrichten. Manchmal hätte ich Fließtext zwischendurch nett gefunden, denke ich. Gleichzeitig macht das aber dieses Buch eben auch so erfrischend anders.
Als sie mit Martin Nathaniel Munroe II über eine Schulaufgabe textet, denkt sie, dass es der ist, den sie ganz gut leiden kann. Nur schreibt sie, ohne es zu wissen, eigentlich mit seinem gleichnamigen Cousin. Und Martin wiederum weiß nicht, dass ihr das nicht klar ist. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Chatfreundschaft und die beiden vertrauen sich viele Dinge an. Irgendwann wird aber klar, dass hier eine Verwechslung vorliegt und man fiebert als Leser*in schon mit, wie die ganze Sache ausgeht.
Hier steht das Queere auch nicht im Vordergrund, aber: Demisexuelle Repräsentation! Denn Haley ist demisexuell und schon allein deshalb finde ich, dass das Buch hier erwähnt werden sollte, denn aspec-Repräsentation ist einfach immer noch viel zu selten.
So, das war meine „kleine“ Liste. Vielleicht war ja für jemanden etwas dabei. Habt ihr noch andere Empfehlungen? Schreibt doch gerne was in den Kommentaren oder auf Twitter dazu.
Dieser Beitrag ist auch auf meinem Buchblog Sinas Bücherleuchtturm erschienen.