Filmkritik: Moonfall

Achtung: Diese Filmkritik spoilert den kompletten Inhalt des Films Moonfall inklusive aller … Plottwists, wenn man sie so nennen möchte.

Außerdem: CN Rassismus

Sneak Preview – yeah!

Seit letztem Jahr gehe ich regelmäßig mit einer Freundin zusammen in die Sneak Preview in meinem Lieblingskino. Dabei habe ich für mich die Regel aufgestellt, dass ich nicht einfach abhaue, sondern den Film zu Ende gucke. Egal wie schlecht er ist. (Einzige Ausnahme ein Abend, an dem ich aus anderen Gründen nach Hause musste.) Gestern Abend gab es Moonfall von Roland Emmerich und ich muss zugeben, dass mein Grundsatz, den Film durchzuziehen, auf eine harte Probe gestellt wurde, denn der Film war nicht einfach nur schlecht, sondern bombastisch unterirdisch schlecht. Man muss dazu sagen: Ich mag keine Katastrophenfilme. Wirklich nicht. Die Plots sind mir in der Regel zu absurd und die Filme zu übertrieben. Wenn ich Filme mit durchwachsenem bis nicht vorhandenen Plot mit netten Effekten sehen will, gucke ich mir lieber einen Actionfilm an, in dem meinetwegen ein bisschen was in die Luft fliegt.  

Gestern also Moonfall und ich habe weder an Katastrophenfilme noch an Filme von Roland Emmerich hohe Ansprüche. Man weiß ja irgendwie, was kommt. Durch irgendwelche Umstände droht die Welt unter beeindruckenden Bildern und Effekten unterzugehen. So weit, so gut. Der Regisseur hat hier mal wieder alle Register der absurden Erzählungen gezogen und da er sich offensichtlich nicht entscheiden konnte, ob Aliens oder Naturkatastrophen die Erde bedrohen sollten, entschied er sich kurzerhand irgendwie für eine Kombination aus beiden Faktoren.

Worum geht’s?

Der Film beginnt im Jahre 2011 bei einer Mission im Weltall. Jocinda „Jo“ Fowler (Halle Berry, die normalerweise ja durchaus schauspielern kann, aber irgendwie trotzdem in diesem Film gelandet ist), Alan Marcus (Frank Fiola) und Brian Harper (Patrick Wilson) werden von einem mysteriösen schwarzen Schwarm attackiert. Jo verliert das Bewusstsein, Brian schafft es, das Shuttle sicher zu landen, Marcus stirbt bei der Mission. (Natürlich ist es ein Schwarzer Charakter, der stirbt. Warum?! Auch wenn es zugegeben noch andere Schwarze Charaktere in wichtigen Rollen gibt. War meiner Meinung aber trotzdem sehr unnötig). Zurück auf der Erde wird Brian menschliches Versagen angehängt, durch das Marcus ums Leben kam. Da Jo bewusstlos war, kann sie ihm nicht helfen und sagt mehr oder weniger vor dem Untersuchungsausschuss gegen ihren „Arbeitsehemann“ Brian aus.

Das war es dann auch mit der Freundschaft der beiden – und mit Brians Karriere als Astronaut. Während er und seine Frau sich scheiden lassen und er zehn Jahre später Schulden am Hals und die Kontrolle über sein Leben verloren hat, hat Fowler ordentlich Karriere bei der NASA gemacht. Auftritt des Dritten im Bunde: Dr. K. C. Houseman (John Bradley-West), ein Verschwörungstheoretiker, der die Entdeckung macht, dass der Mond seine Umlaufbahn verlassen hat und der Erde immer näher kommt. Er glaubt, dass es sich beim Mond um eine so genannte „Megastruktur“ handelt, die von Aliens erschaffen wurde. Er macht Harper ausfindig und versucht ihn zu warnen, wird von ihm allerdings als verrückt abgestempelt. Währenddessen stellt auch dein NASA fest, dass der Mond der Erde näher kommt und schickt eine Mission zum Mond, bei der sich herausstellt, dass es ein riesiges über 25km tiefes Loch im Mond gibt. In diesem befindet sich der dunkle Schwarm, den wir schon vom Anfang des Films kennen und der die Besatzung der Aufklärungsmission tötet. Mehr oder weniger zeitgleich veröffentlicht K. C. seine Entdeckungen im Internet und es kommt, wie es kommen muss: Es bricht Panik aus. Der NASA-Chef schmeißt hin, um sich und seine Familie zu retten und übergibt Jo spontan und unbürokratisch seinen Job. Sie recherchiert, trifft Holdenfield (Donald Sutherland – et tu, Donald?), der ihr erklärt, dass schon seit der Apollo 11 Mission klar ist, dass es im Mond eine Anomalie gibt, was jedoch vor der Bevölkerung geheim gehalten wurde. Es wurde jedoch eine EMP-Bombe vorbereitet, denn wenn der Schwarm weg ist, kehrt der Mond wieder auf seine normale Umlaufbahn zurück.

Währenddessen hat Brian ganz eigene Probleme: Sein Sohn Sonny (Charlie Plummer) wurde verhaftet und weder seine Bemühungen noch die von Tom (Michael Peña), Sonnys Stiefvater, ihn aus dem Gefängnis zu bekommen, fruchten. Der Richter hat auch irgendwie andere Sorgen und gehört auch zu denen, die aus der Stadt fliehen, um sich in Sicherheit zu bringen. Tja. Ungünstig. Nebenbei spürt Brian K. C. auf, als sich herausstellt, dass dieser doch nicht ganz Unrecht mit seinen Theorien zu haben scheint. Als die NASA Brian einsammelt, besteht er darauf, dass K. C. ebenfalls mitkommt. Immerhin hat der Mann, den er vor 10 Minuten noch für verrückt gehalten hat, jetzt eine Flutkatastrophe später offensichtlich doch irgendwie recht. Duh.

Das Wiedersehen von Jo und Brian ist eher weniger herzlich, aber zumindest können sie sich auf einen Deal einigen: Da der dunkle Schwarm auf Strom und Technik reagiert, soll Brian nun die EMP-Bombe nahe genug an den Mond heranbringen, um den Schwarm zu zerstören. Im Gegenzug soll Jo sich darum kümmern, dass Sonny aus dem Gefängnis befreit wird. Kein Problem, in dieser Stadt gibt es ja sowieso niemanden mehr, der für Recht und Ordnung sorgt, und man fragt sich, wieso Sonny und andere Häftlinge nicht einfach schon vorher irgendwie abgehauen sind, da offensichtlich sowieso keiner mehr für irgendetwas verantwortlich ist und alle Gesetzeshüter längst durchgebrannt sind, um sich und ihre Familien in Sicherheit zu bringen.

Es gibt also ein glückliches Wiedersehen von Vater und Sohn, auch der Sohn von Jo und das chinesische Au Pair Michelle werden in die Basis gebracht, bevor sie eigentlich zusammen mit Jo selbst zu ihrem Ex-Mann Doug (Eme Ikwuakor), einem hoch dekorierten General, in einen Bunker gebracht werden sollen. Dazu kommt es allerdings nicht, denn ein durch den Mond ausgelöstes Erdbeben zerstört eines der Triebwerke des alten Shuttles, mit dem Brian eigentlich zum Mond fliegen sollte.

Zum Glück ist aber ja auch immer noch K. C. da, der schneller als die NASA herausfindet, dass sich die Masse des Mondes verändert und während die Mission eigentlich als gescheitert und die Basis evakuiert wird, entschließen Fowler und Harper sich, das gemeinsam durchzuziehen und zu starten, wenn der Mond genau über ihnen ist. K. C. nehmen sie kurzerhand mit, immerhin wollte der schon immer mal ins Weltall. Dass die Mitnahme eines Smartphones vielleicht nicht die weiseste Entscheidung ist, wenn man schon herausgefunden hat, dass der Schwarm darauf reagiert wie ein Kind, dem man einen Eimer Süßigkeiten vor die Nase hält, wird zwar mal kurz angerissen, aber keine Sorge: Das Handy ist im Flugmodus. Natürlich werden sie genau deswegen am Ende dann doch angegriffen.  

Währenddessen auf der Erde versucht Sonny, Michelle und Jos Sohn in Sicherheit zu bringen. Natürlich werden sie von Leuten ausgeraubt, deren Auto liegen geblieben ist. Sie laufen zu Sonnys Familie, sammeln seine Mutter, seinen Stiefvater und die beiden Schwestern ein und hauen dann gemeinsam ab, nachdem sie Sauerstoff besorgt haben, denn der wird ebenfalls knapp. Unglücklicherweise ging die Sauerstoffflasche der kleinen Schwester fünf Minuten vor der rätselhaften, spontanen Rückkehr des Sauerstoffs kaputt und Tom gab seiner Tochter daher seine eigene und hat es nicht überlebt. Das kam sehr überraschend und war nicht schon in dem Moment absehbar, in dem Tom und Sonny über ihre Gefühle sprachen: Sonny ist wie ein eigener Sohn für Tom und Sonny hasst Tom nicht. (Ja, das war Sarkasmus, Toms Tod gehörte zu den vielen offensichtlichen „Wendungen“ in diesem Film). Ungefähr zehn Sekunden nach Toms Tod war dann auch der Sauerstoff wieder da.

Im Weltall geht es währenddessen drunter und drüber. Es reicht nicht nur die Technik als Köder, es müssen auch Menschen da sein. Brian & Co. fliegen also in den Mond hinein, und siehe da: K. C. hatte die ganze Zeit Recht. Der Mond wurde offensichtlich künstlich erbaut und stellt eine Art „Arche“ dar. Jo stellt fest, dass zwei Entitäten im Mond miteinander konkurrieren: Der Schwarm und etwas anderes, das sie deutlich lieber mag.

Nachdem die Besatzung fast drauf gegangen ist, wird Brian irgendwie aus dem Mondgleiter geholt und erfährt die Wahrheit: Die Vorfahren der Menschheit lebten an einem weit entfernten Ort in der Galaxie als hochentwickelte Spezies in einer solarpunkigen (dafür immerhin einen Pluspunkt) Welt ohne Kriege, bis ihre KIs einen auf Matrix machten, sich in Form von Schwärmen gegen sie erhoben und sie auslöschten. Um das Fortbestehen der Spezies zu sichern, wurden Himmelskörper künstlich erschaffen und mit dem Genmaterial und allen wichtigen Dingen ausgestattet, die wichtig für das Entstehen von Leben auf einem neuen Planeten (der Erde) waren. Nur einer dieser Himmelskörper hat sein Ziel erreicht, ohne zerstört zu werden: Unser guter, alter Mond. Nur dass der jetzt ausfindig gemacht und angegriffen wurde. Jetzt wo Brian die Wahrheit kennt, soll er sich bitte opfern, um den Schwarm zu erledigen. Die freundlich gesinnte Entität des Mondes repariert kurzerhand das Shuttle und stattet Brian darüber hinaus mit nützlicher Telekinesefähigkeit aus, die er benutzt, um kurz eine Tür zu öffnen und über die danach nie wieder gesprochen wird.

Auch nicht, als K. C. sich opfert, damit Brian überleben kann. Niemand hat K. C. je geglaubt, nur Brian, und jetzt sollen alle sehen, dass er nicht einfach nur ein Versager ist. Er gesteht dann auch noch: „Ich bin gar nicht wirklich ein Doktor, das machte sich nur gut auf meinen Visitenkarten!“ Auch das kam sehr überraschend. (Nicht.) K. C. setzt sich jedenfalls mit der EMP-Bombe ab und schließt die Tür zwischen ihm und Jo und Brian. Brian kann ihn nicht aufhalten, obwohl er unbedingt will, weil ihm offenbar innerhalb von fünf Minuten entfallen ist, dass er doch jetzt fancy mittels Telekinese Türen öffnen kann. Jedenfalls soll Brian weiterleben und nicht K. C., da er doch nun das Wissen ihrer Vorfahren in sich trägt.

K. C. opfert sich also, der Mond kehrt zu seiner ursprünglichen Umlaufbahn zurück (in letzter Sekunde, denn das US-Militär hat trotz des dann bevorstehenden Fallouts schonmal die Atomwaffen bereit machen wollen (natürlich) und nur Jos Ex-Mann Doug war zu verdanken, dass sie noch nicht gezündet wurden) und Jo und Brian kommen zurück zur Erde. Aber keine Sorge, auch für K. C. gibt es ein Happy End: Die freundliche Entität von nebenan hat sein Bewusstsein gescannt, das nun auch Teil des Mondes ist, er gehört nun also quasi zum „Betriebssystem“.

Fazit

Ja. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen sollte. Der Plot machte vorne und hinten keinen Sinn, die Charaktere hatten alle eigentlich nur eine Eigenschaft (die von K. C. war eindeutig: So nervtötend wie möglich sein) und die Message des Films, dass der Verschwörungstheoretiker die ganze Zeit Recht hatte und am Ende der Held ist, der die Welt rettet, finde ich gerade in der heutigen Zeit höchst fragwürdig. Das Ende ist dann auch irgendwie offen, fürs Erste ist die Gefahr gebannt, aber es ist nicht klar, was nun mit diesem Wissen angefangen wird. Oder ob das ganze überhaupt etwas gebracht hat, denn der nächste Schwarm könnte Schwarm of the Week mäßig ja auch einfach wiederkommen. Nun. Jedenfalls kann ich mich nicht entsinnen, je einen Film gesehen zu haben, der gleichzeitig dermaßen vorhersehbar und dermaßen absurd war. Ungefähr jede „Wendung“ in diesem Film war spätestens zu Beginn der jeweiligen Szene klar und es ging sehr offensichtlich auch nur darum, sich immer noch weiter zu steigern. Der Kinosaal hat irgendwann nur noch kollektiv bei jeder neuen Schippe, die draufgelegt wurde, verzweifelt gelacht.  

Fazit: Wenn man 130 Minuten seines Lebens verschwenden will … gibt es eigentlich immer noch bessere Möglichkeiten, das zu tun, als mit diesem Film. Wer auf Katastrophenfilme mit total absurdem Plot steht, hat vielleicht Spaß daran. Ein paar nette Bilder gab’s auch. Das war’s aber auch schon.

Übrigens hat Roland Emmerich angekündigt, zwei Sequels in der Hinterhand zu haben. Juhu.

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