Gestern habe ich mich an den Haiku-Workshop von Christine Kämmer gewagt und bin nicht enttäuscht worden.
Eigentlich sehe ich mich in der Lyrik gar nicht so sehr und war selbst überrascht, als ich vor ein paar Wochen im Urlaub auf einmal gewisse Haiku-Anwandlungen verspürt habe (ganz klischeehaft am Meer sitzend ^^). Da man die Muse bekanntlich einfach machen lassen soll, habe ich das dann verfolgt, ein bisschen vor mich hin gekritzelt und dabei festgestellt, dass ich wirklich spannend finde, Eindrücke und Momente in so eine kurze Form zu bringen (das wiederum hat mich dann gar nicht mehr überrascht, denn mich faszinieren ja auch andere Kürzestformen wie Drabbles sehr).
Nachdem ich also festgestellt hatte, dass mich das Format reizt und ich überlegt habe, was ich dieses Wochenende Schönes anstelle der Buchmesse (ein Besuch dort ist mir auch im Hinblick auf den nächsten, anstehenden Urlaub etwas zu riskant), fand sich schließlich die Entscheidung, als ich diesen für mich sehr passenden Termin entdeckt habe und ich beschloss, der Sache eine Chance zu geben.
Der Start war – für mich – etwas holprig, denn die liebe Technik wollte nicht so wie ich. Dadurch kam ich etwas zu spät hinein und naja, wie das in solchen Momenten so ist, fühlt man sich dann nicht besonders toll. Aber ich hatte dann glücklicherweise gar keine Zeit mich darüber zu ärgern, denn die Vorstellungsrunde war bereits im Gange und ich sollte dann auch bald ein paar Worte zu mir sagen. Die Gruppe war sehr klein, in der letzten Reihe verstecken war also nicht. ^^
Christine erzählte ein paar Dinge über Haiku und es ging schnell in die erste Kreativphase: Mit Entspannung, Musik und Schreibimpulsen, wie ich das aus den Schnupper-Schreibsalons schon kannte. Diesmal allerdings mit mehr Zeit und dem Ziel, nicht nur einen, sondern verschiedene Momente zusammenzutragen, aus dem dann später Stoff für die Gedichte gewonnen werden sollte.
Es folgten weitere Haiku-Informationen, stilistische und inhaltliche Ansätze und wir schauten uns bestehende an – hier fand ich auch wieder sehr schön, dass Christine die Texte nicht einfach nur eingeblendet hat, sondern wir Teilnehmenden sie nacheinander vorgelesen haben, so dass man sich immer integriert fühlen konnte.
Wir grenzen die gewonnenen Momente auf Haiku-Momente hin enger ein, hörten zwischendurch immer wieder ein bisschen was von Christine und machten uns schließlich daran, selbst ein oder mehrere Haiku zu kreieren. Das hat mir richtig viel Spaß gemacht, das Tüfteln und Kürzen gefällt mir sehr.
Danach sprachen wir über unsere Erfahrung bei dem Prozess und tauschten die Haiku miteinander aus – in der bei Christine schon bekannten Gatelesswriting-Atmosphäre (generell lief alles ohne das Gefühl irgendetwas zu müssen), so dass man sich sicher und wohl fühlen konnte. Es war interessant, die anderen Gedichte zu hören/lesen und sich zu überlegen, wie Momente dahinter wohl zustande gekommen sind. Und genauso spannend zu erleben, wie die eigenen Gedichte auf die anderen gewirkt haben. Es wurde schnell deutlich, dass Haiku eben nicht schnell hingeklatschte, nichtssagende Dreizeiler sind – im Gegenteil. Teilweise erzählten wir ganze Geschichten damit, oder fingen einen emotionalen Moment so punktuell ein, dass Lesende meinen könnten, dabei gewesen zu sein.
In der abschließenden Feedbackrunde sagten alle noch mal etwas zu den (sehr schnell vergangenen) zwei Stunden und Christine wies auf Möglichkeiten sich, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen. Unter anderem durch den national haiku writing month, den ich für Februar schon auf meiner Liste stehen habe.
Mein Fazit: Gerne wieder, Christine schafft da wirklich eine gute Atmosphäre zum Werkeln und ich bin den Haiku noch mehr verfallen als vorher schon. Und schon sehr gespannt auf November, in dem sie uns Kürzestgeschichten in einem weiteren Workshop (noch) näherbringen wird.
Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr schon Haiku ausprobiert? Schreibt ihr überhaupt Gedichte? Erzählt gerne mal, wie das bei euch so ist.
Vielen Dank fürs Vorbeischauen und ein schönes Wochenende! 🙂
Liebe Jade, danke fürs Teilen deiner Haikubegeisterung! Es ist eine tolle Form – jetzt bin ich inspiriert, mich auch hineinzuschreiben. Ich werde im November an einem Workshop von Christine teilnehmen und freue mich schon sehr darauf – den Schnupperkurs fand ich toll, ganz besonder – wie du das auch empfindest und beschreibst – Christines Gespür für die einladende und warmherzige kreative digitale Atmosphäre und Gemeinschaft. Ganz herzlich, Monika
Hallo! 🙂
Sehr gerne, freut mich, dass du den Beitrag gelesen hast und mochtest! Und dass ich dich begeistern konnte!
Vielleicht sehen wir uns im November dann ja sogar – ich habe da auch noch einen Workshop bei ihr. *.*
Liebe Grüße und danke für deine Rückmeldung!
Jade