a.k.a.: Auch andere Länder haben schöne Protagonist*innen
Achtung, das hier wird ein kleiner Rant über eine Sache, die mich einfach schon sehr lange nervt. Heute geht es bei mir darum, dass gefühlt immer alles in den USA spielt. Man muss dazu sagen, dass ich nicht alle Genres lese. Hauptsächlich lese ich Urban Fantasy, Young Adult und New Adult. Ich lasse hierbei die Bücher von US-amerikanischen Autor*innen mal außer Acht, denn dass man vielleicht eher in seinem eigenen Land schreibt, finde ich nun schon naheliegend (auch wenn ich mir auch hier häufiger etwas mehr Abwechslung wünschen würde).
Wichtig ist außerdem: Das hier ist absolut zu 100% meine persönliche Meinung und ich möchte damit niemanden angreifen. Wenn ihr eure Romane gerne in den USA ansiedelt, ist das eure Entscheidung und völlig legitim. Aber meine persönliche Meinung werfe ich trotzdem jetzt einfach mal in den Raum 🙂 Die ist auch total subjektiv und ein wenig überspitzt.
Ich lese diese Bücher auch oft trotzdem, aber ich frage mich eben gleichzeitig, ob es denn echt keine anderen Länder gibt.
Der obligatorische College-Roman
Das ist ehrlich gesagt eine Sache, die mich ziemlich nervt und die ich persönlich auch nicht so ganz nachvollziehen kann. Ja, es läuft auf amerikanischen Colleges etwas anders ab als an deutschen Universitäten – aber ganz ehrlich? 99% der College-Romance hätten genauso gut auf einer Universität in Deutschland oder jedem anderen Land funktioniert. Solange nicht unbedingt der College-Sport oder Ähnliches im Mittelpunkt steht, denn ja, okay, das wird zumindest in Deutschland dann eher schwierig, weil das hier keine so große Rolle spielt wie in den USA. Aber viele der Bücher, die ich gelesen habe, drehen sich eher darum, dass sich die Protagonist*innen in der Bibliothek oder auf einer Party kennen lernen oder Ähnliches und ja, das geht meiner Meinung nach in ungefähr jedem anderen Land genauso gut wie in den USA. Also wieso sind es immer die amerikanischen Colleges?
Magie gibt es nur in den USA
Ja, gut, es gibt da noch diese von einer TERF geschriebenen Reihe, die in Großbritannien spielt, über die wir nicht reden, aber sonst? Auch hier habe ich oft das Gefühl, dass die Romane oft in den USA spielen. Vielleicht manchmal noch in England. Ich habe einige Bücher von deutschsprachigen Autor*innen bei mir im Regal stehen, die ich teilweise auch wirklich gut fand, aber auch hier fand ich auffällig, dass sie oft in den USA oder eben vielleicht noch in England spielen. Gut, England ist schonmal nicht die USA, kommt meinem Gefühl nach aber direkt danach, was die Häufigkeit angeht. Bei der Urban Fantasy habe ich aber zumindest den Eindruck, dass es sich da ein bisschen wandelt und auch Deutschland oder andere Orte auch ein bisschen häufiger werden. Darüber freue ich mich immer sehr, wenn ich es sehe, eben gerade weil ich das Gefühl habe, dass es immer noch sehr selten vorkommt.
Wieso finden eigentlich alle Deutschland oder Europa uncool?
Das ist eine Frage, die ich mir schon oft gestellt habe. Ich habe schon sehr oft Aussagen gelesen wie „Fantasy im Schwarzwald will ja keine*r lesen“ – wieso nicht?! Deutschland ist – auch landschaftlich gesehen – eigentlich ein ziemlich diverses Land, von der Geest und Marsch im Norden bis zu den Alpen im Süden. Wir haben Wälder, Seen, Berge, Meere, Inseln – wieso also spielt gefühlt alles in den USA?
Und auch wenn man sich gegen Deutschland entscheidet: Es gibt doch auch noch andere Länder. Wenn es was Englischsprachiges sein soll, wieso nicht mal Australien oder Neuseeland? Was ist mit Afrika, Asien oder Südamerika? Klar, man sollte bei anderen Kulturen aufpassen, dass es nicht in kulturelle Aneignung abdriftet, aber so grundsätzlich gibt es eben so viele potentielle Handlungsorte. Was ist mit Europa, so im Allgemeinen? Europa ist ebenfalls riesig und hat so viele verschiedene Länder, so viele unterschiedliche Landschaften und Kulturen. Der Pool an Möglichkeiten ist quasi unendlich. Und doch sind es am Ende immer die USA.
Immer dasselbe
Und wenn es in den USA dann wenigstens mal innovative Handlungsorte wären, aber meistens spielen die Bücher entweder in Kalifornien, in Neuengland (meistens in/um Boston), in New York. Seltener auch mal in den Rocky Mountains (meistens Kleinstädte) oder – wenn eine Farm eine Rolle spielt – vielleicht auch noch der mittlere Westen. Selbst bestimmte Staaten scheinen für Romane nicht zu existieren.
Es ist einfach irgendwie schade, dass selbst bei den USA die Möglichkeiten so selten voll ausgeschöpft sind.
Besonders bitter ist das alles, wenn die Geschichten dann auch noch schlecht recherchiert sind und man merkt, dass sich die schreibende Person gar nicht wirklich mit dem USA (oder meinetwegen dem sonstigen Handlungsort) auseinandergesetzt hat, weil außer den englischsprachigen Namen eigentlich alles als anmutet, als würde es in Deutschland spielen. Dann setzt die Handlung doch bitte einfach gleich z. B. nach Berlin, München, Hamburg, Köln oder Kleinkleckersdorf.
Abschluss
Es gibt Geschichten, bei denen ich sogar irgendwie nachvollziehen kann, wenn sie in die USA gelegt werden. Vor allem Geschichten, in denen Hollywood z. B. eine große Rolle spielt, sind für mich nachvollziehbar – denn ja, das macht sich beim Filmstudio Babelsberg oder einem vergleichbaren Äquivalent in England oder Australien einfach nicht so gut, da die Dynamik in Hollywood nicht vergleichbar mit einem anderen Ort ist. Auch wenn es zentral um Collegesport geht, kann ich es wie gesagt eher nachempfinden, da auch das in den USA einen weitaus größeren Stellenwert einnimmt.
Aber die durchschnittliche Vampirstory? Die Hexen? Die Kleinstadt? Das normale Unileben? Das funktioniert eigentlich auch in jedem Land sonst.
Besonders wünschen würde ich mir übrigens persönlich Bücher, die mal in weniger üblichen Handlungsorten in Europa spielen (wenn jemand was kennt, was in Dänemark spielt, sagt mir Bescheid!). Es muss ja nicht mal Deutschland sein (auch wenn ich mich darüber freuen würde), aber ich würde mich über alles freuen, was mal irgendwie aus dem üblichen Raster ausbricht.
Danke fürs Lesen und wie gesagt, es ging auch nicht darum, hier jemanden anzugreifen. Es ist einfach nur meine persönliche Wahrnehmung und Meinung.